Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

Hospizarbeit in Kaiserslautern

Die Entstehung

Festrede der Geschäftsführerin Franziska Emrich anlässlich des 25 jährigen Jubiläumsfestgottesdienst am 25. Juni 2023 in der Stiftskirche Kaiserslautern.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

alles begann mit einer Rose – vielleicht erinnern Sie sich noch an das wunderschöne Bild der hingeblätterten Rose?

 

Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick in die Historie des Vereins werfen …

Im Jahr 1996 trafen sich Menschen aus den verschiedensten Arbeitsbereichen zur Vorbereitung der „Woche des Lebens“ in Kaiserslautern. Darunter auch Pionierinnen und Pioniere unserer ersten Stunde. Denn bereits im Jahr 1995 hatte sich eine ehrenamtliche Hospizgruppe in Kaiserslautern gebildet. Parallel dazu entstand auch der ökumenische Arbeitskreis Trauerbegleitung im Caritasbegegnungszentrum und der Arbeitskreis Hospiz am Westpfalz-Klinikum.

Letzterer wurde organisiert durch Dr. Helmut Kreiter, damaliger Chefarzt im Westpfalz Klinikum und durch die Anästhesistin und Schmerztherapeutin Hiltrud Puff, spätere Hospizärztin und bis zu ihrem Tode am 11.11.2013 Vorsitzende des Hospizvereins.

Beide Mediziner erlebten in ihrer Tätigkeit als Ärzte im Krankenhaus tagtäglich die Verzweiflung der erkrankten Menschen und ihrer Angehörigen, wenn ihnen ihre unheilbare Diagnose mitgeteilt wurde und sie zum Sterben „sich selbst überlassen“ nach Hause entlassen werden sollten.

Auch viele Fachkräfte litten unter Versagensängsten und Gefühlen der Hilflosigkeit. Gestorben wurde im Zeitalter eines allmächtigen Intensivmedizinmythoses – wenn überhaupt – nur im Verborgenen und ohne konkrete Unterstützungsangebote für zuhause. Die häusliche Versorgung stand und fiel mit der Kompetenz des behandelnden Hausarztes, des Pflegedienstes und des familiären Zusammenhaltes.

Angetrieben von der Vision, dass gerade dann, wenn angeblich nichts mehr zu machen ist, die Arbeit doch aber eigentlich erst anfängt und durchaus noch sehr viel zu tun ist, angetrieben von dieser Idee schmiedete Hiltrud Puff zusammen mit weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern aus Medizin, Kirche und Sozialarbeit Pläne für ein verlässliches fachlich versiertes Unterstützungsnetzwerk für sterbende Menschen und ihre Angehörigen.

Durch die Vernetzung und den Austausch verschiedenster Fachrichtungen in der Eingangs erwähnten Woche des Lebens erfuhr die Nachfrage nach Hospizhilfe für Menschen am Lebensende in der Bevölkerung eine starke Wahrnehmung und die Beratungsanfragen stiegen sprunghaft an. Schnell wurde deutlich, dass es verbindliche Strukturen, eine feste Telefonnummer, Adresse und Ansprechpartner braucht, um den wachsenden Anforderungen nachkommen zu können.

So wurde am 22.1.1998 zur Gründungsveranstaltung eingeladen, mit dem Ziel, den Förderverein für Hospiz zu begründen.

Für „ehrenamtliche Laien“ ein durchaus gewagtes Unterfangen, verbunden mit vielen Sorgen, die damit einhergehenden Rahmenbedingungen (Vereinsrecht, finanzielle Verbindlichkeiten usw.) nicht stemmen zu können.

Ich persönlich erinnere mich sehr gut daran, wie oft mir unsere Begründerin und langjährige 1. Vorsitzende Hiltrud Puff (meine Mutter) immer und immer wieder davon berichtete, dass

ohne die – durch den damaligen Dekan Karl-Friedrich Weber Mut zusprechenden Worte: „traut euch –  jetzt macht einfach – ihr schafft das!“, der Verein vielleicht so nie entstanden wäre. Und so trat mit dieser Rose bzw. diesem Plakat der jetzige Hospizverein – damals noch unter dem Namen Förderverein Hospiz für Stadt und Landkreis Kaiserslautern e.V. erstmals offiziell in Erscheinung.

Wissend, dass längst nicht mehr alle Wegbereiter*innen unter uns sind, ist es mir daher heute ganz besonders wichtig, nochmals alle Namen der ersten Vorstände und Beiräte zu benennen:

  • Hiltrud Puff (Vorsitzende 1998 bis zu ihrem Tod in 2013)
  • Ferdinand Seng (2. Vorsitzender)
  • Edda Napp (Schatzmeisterin)
  • Ingeborg Johanni (Schriftführerin)
  • Dr. Franz-Geert Hagmann (weiteres VS Mitglied)
  • Klaus Herzler (weiteres VS Mitglied)
  • Peter Annweiler (weiteres VS Mitglied)
  • Alt Dekan Karl Friedrich Weber (Beiratsmitglied für die ev. Kirche)
  • Pfarrer Norbert Kaiser (Beiratsmitglied für die katholische Kirche)

 

Leider können heute nicht mehr alle hier sein.

So aber sind wir mit unseren Gedanken und Erinnerungen bei all ihnen.

Der Verein erfuhr in seinen Anfängen große Unterstützung durch den hiesigen Caritasverband  – und ganz besonders in Person durch den damaligen Caritasdirektor Herrn Ludwig Hornung – mit dem ich am Freitag noch telefoniert habe und welcher sich bis heute dem Verein als Mitglied verbunden fühlt.

Er erzählte mir in unserem Telefonat, dass er damals so manche bürokratische Mühle erst durch viel Kraftanstrengung in Bewegung setzen konnte, er jedoch damals wie auch heute noch so beseelt war von der Hospizvision, dass er trotz institutioneller Widerstände alles daran gesetzt habe, dem Verein durch finanzielle und räumliche Mittel eine arbeitsfähige Grundlage zu geben. Zitat „Wir ziehen das durch“.

Und so stand 1998 das erste offizielle Telefon des Vereins in den damaligen Räumen der ökumenischen Sozialstation in der Albertstraße 37 in Kaiserslautern.

Noch im gleichen Jahr konnte durch ein gemeinsames – bundesweit einmaliges – Finanzierungsmodell zwischen der AOK RLP, dem Caritasverband und dem Förderverein Hospiz die erste hauptamtliche Hospizschwester eingestellt werden.

Es ist also einzelnen Menschen vor Ort zu verdanken, dass unsere Hospizinitiative eine echte Chance bekam.

Schon bald wurde die Albertstraße zu eng und der Verein bezog sein erstes eigenes Büro in einem ehemaligen Gemüseladen in der Pariserstraße 96 und in Erweiterung im Jahr 2019 zusätzliche Räumlichkeiten in der Matzenstraße 2, wo er auch bis Juni dieses Jahres anzutreffen war.

Mittlerweile sind seit der Vereinsgründung 25 bewegte Jahre vergangen.

Die Nachfrage an hospizlicher Unterstützung ist ein fester Bestandteil unseres Gesundheitssystems geworden. Rund 3000 palliativ erkrankte Menschen (Kinder wie Erwachsene) sowie deren An- und Zugehörigen haben sich seit der Vereinsgründung an uns gewandt.

Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken bei allen, für das uns entgegengebrachte Vertrauen. Wir durften eintauchen in viele Lebensgeschichten und waren/sind Zeuge zutiefst berührender und privatester Momente.

z.Zt. 19 hauptamtliche Fachkräfte, 6 Honorarkräfte und 65 Ehrenamtliche kümmern sich um die Sorgen und Belange der am Lebensende stehenden Menschen. Ein 7 Personen umfassender Vorstand steht dem Verein vor – an dessen Spitze seit 2014 die Palliativmedizinerin Dr. Christiane Frankenberger.

Nun haben wir vor 2 Wochen unser gemeinsames neues Domizil am Hertelsbrunnenring 22 in Kaiserslautern bezogen. Das war auch dringend notwendig. Endlich wieder alle unter einem Dach!

Liebe Gäste,

hätten nicht vor 25 Jahren einzelne Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Landkreis Kaiserslautern an die Idee und die Kraft der Hospizbewegung geglaubt und wären diese nicht überzeugt gewesen davon, dass das Sterben, der Tod und die Trauer in die Mitte der Gesellschaft gehören, wären wir heute nicht hier.

Dafür möchte ich danken, all jenen, die dazu beigetragen haben – ehemals und aktuell engagierten ehren- und hauptamtlichen Mitstreiterinnen und Mitstreitern.

 

Wir blicken ehrfürchtig und dankbar auf 25 Jahre Pionierbewegung zurück.

Wir freuen uns auf die Jahre und Herausforderungen, die vor uns liegen.

 

Lassen Sie mich enden mit einem Zitat aus der Präambel der ersten in der Gründungsversammlung verabschiedeten Satzung :

„Krank sein, Abschied nehmen und Tod sind elementare Erfahrungen jedes Menschen, Geburt und Sterben sind Tore des Lebens. Aufgabe der Hospizhilfe ist es, unheilbar kranke und sterbende Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer Heimat, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihres Glaubens, ihrer religiösen und politischen Anschauungen, bis zur Sterbestunde zu begleiten. Eingeschlossen in die Begleitung sind auch Familienangehörige und Nahestehende.“

 

Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir unseren Grundsätzen bis heute treu geblieben sind.

füreinander Dasein – gestern wie heute und in Zukunft

 

Vielen Dank für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!

Franziska Emrich

Unser Spendenkonto

DE16 5405 0220 0000 0886 90
MALADE51KLK